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/ Aminet 25 / Aminet 25 (1998)(GTI - Schatztruhe)[!][Jun 1998].iso / Aminet / docs / mags / gadget35.lha / AmigaGadget35 / Texte / gr.hankelzumutungen / gr.hankelzumutungen
Text File  |  1998-04-12  |  30KB  |  547 lines

  1. #Titel Grundlagen / Euro / Die Zumutungen des Herrn...
  2. #Logo gadget35:Pinsel/AG.Grundlagen
  3. #Y+16
  4. #Font Losse 16
  5. #C32
  6.       DIE ZUMUTUNGEN DES HERRN HANKEL
  7. #Font topaz 8
  8. #C12
  9.  
  10.                        Prof. Dr. Nikolaus K.A. Läufer
  11. #C10
  12.                             Universität Konstanz
  13. #Y+16
  14. #Font Losse 16
  15. #C31
  16. Der "Experte" Hankel
  17. #Font topaz 8
  18. #C21
  19.  
  20. Dass die Einführung des Euro Ängste auslöst, ist nicht weiter überraschend.
  21. Überraschend ist vielmehr, wie diese Ängste bewältigt werden. Von einem
  22. besonderen Fall zeugt eine neue Veröffentlichung, die vor kurzem unter dem
  23. Titel "Der Kampf um den Euro: Wie riskant ist die Währungsunion?" erschienen
  24. ist. (Hg. Hans-Ulrich Jörges, Hoffmann und Campe). Darin schreibt Wilhelm
  25. Hankel unter dem Titel "Europa wird am Euro scheitern": "Die Arbeitnehmer
  26. gehen mit dem Euro schweren Zeiten entgegen. Der Euro bedroht ihren Status
  27. und ihre Zukunft gleich mehrfach."
  28. #Seitenende
  29. Wer ist Herr Hankel? Die Autoren-Beschreibung klärt uns auf. Herr Hankel ist
  30. heute Professor für Währungs- und Entwicklungspolitik in Frankfurt. Aufgrund
  31. seiner Tätigkeit im Bundeswirtschaftsministerium, u.a. als Leiter in der
  32. Abteilung Geld und Kredit, zählt sich Herr Hankel zu den wichtigsten
  33. Mitarbeitern Karl Schillers. Später war er ein Jahr lang Präsident der
  34. Hessischen Landesbank. Herr Hankel ist, nach seiner Biographie zu schliessen,
  35. offensichtlich ein Experte.
  36.  
  37. Wir werden im folgenden der Frage nachgehen, wie Herr Hankel als Experte
  38. über den Euro denkt. Herr Hankel liebt Einseitigkeiten, die man wohlwollend
  39. und verschleiernd auch Asymmetrien nennen kann. Ich gebe gleich eine noch
  40. harmlose Kostprobe. Dass Frankreich einen eigenen Kandidaten für die Position
  41. des Chefs der Europäischen Zentralbank vorgeschlagen hat, nennt Herr Hankel
  42. "Frankreichs Griff nach der obersten Gewalt in der EZB" (S. 142). Gleichzeitig
  43. wehrt sich Herr Hankel (S. 143) dagegen, dass man von "Währungshegemonie" durch
  44. die Deutsche Bundesbank oder gar von einem "DM-Imperialismus" spricht. Dies
  45. wäre nach Herrn Hankel nicht nur sachlich falsch, sondern auch uneuropäisch,
  46. weil antideutsch.
  47.  
  48. Merke: Kritik an der Deutschen Bundesbank ist antideutsch und daher
  49. uneuropäisch. Kritik an Frankreich ist proeuropäisch.
  50.  
  51. Herr Hankel pflegt als Experte eine militärische Perspektive. Die Einführung
  52. des Euro führt nach ihm zu einem Zwei-Fronten-Krieg. Kriegführend ist die EZB.
  53. Im Inneren der EWU liegt die Heimatfront. Alle Welt rechnet nach Herrn Hankel
  54. damit, dass es dort früher oder später "krachen" wird. Für Herrn Hankel ist
  55. der Euro aber auch von aussen bedroht (S. 142). Die Bedrohung von aussen
  56. besteht nach Herrn Hankel darin, dass der Euro eine neue, geschichts- und
  57. traditionslose Währung ist, die sich ihre Anerkennung durch die Märkte erst
  58. noch erwerben muss. Herr Hankel übersieht, dass es nicht zu den Vertragszielen
  59. von Maastricht gehört, den Euro zu einer internationalen Währung zu machen.
  60. #Seitenende
  61. #Font Losse 16
  62. #C31
  63. Mehr Arbeitslosigkeit durch den Euro
  64. #Font topaz 8
  65. #C21
  66.  
  67. Um dieses (vertraglich gar nicht festgelegte) Ziel der EZB an der Aussenfront
  68. zu erreichen, müsse die EZB die Zinsen attraktiv (sprich höher als sonst)
  69. gestalten. In einem solchen Verhalten der Zentralbank sieht Herr Hankel eine
  70. "Provokation" zu der es aber gar nicht kommen wird. Denn wahrscheinlicher ist,
  71. nach Herrn Hankel, dass die EZB gar keinen Krieg führen wird, sondern den Euro
  72. zu einer weichen, schlappen Währung verkommen lässt, der Exporte und der
  73. Arbeitsplätze wegen.
  74.  
  75. Inflationäre Geldpolitik ist für Herrn Hankel beschäftigungsfreundlich. Wenn
  76. die Geldpolitik sich aber am Beschäftigungsziel orientiert und nicht an der
  77. Preisstabilität, warum soll das dann schlecht sein für die Arbeitnehmer?
  78.  
  79. Merke: Die Arbeitnehmer leben nicht von ihrem Einkommen, sondern von
  80. Preisstabilität. Das nennt man Stabilitätskultur.
  81.  
  82. Der Euro werde weich, so fürchtet Herr Hankel. Er erhöhe die inneren Preis-,
  83. Kosten- und Zinserhöhungsspielräume. Der Euro "nimmt somit an inneren
  84. Realeikommenszuwächsen weg, was er einer Handvoll exportorientierter
  85. Welt-Unternehmen als Bonus (oder Exportsubvention) gewährt. Die Wenigen
  86. gewinnen, die Vielen verlieren."
  87.  
  88. Das sind von Herrn Hankel drei Zumutungen auf einmal: 1. Der Export liegt in
  89. einer Handvoll Unternehmen. (Das soll für ganz Europa gelten, ungeachtet der
  90. Tatsache, dass beispielsweise in Deutschland (z.B. Baden-Württemberg), aber
  91. auch in Italien (z.B. Lombardei) mittelständische Unternehmen für den Export
  92. überaus wichtig sind.) 2. Wirtschaften ist nach Herrn Hankel ein
  93. Nullsummenspiel. (Was der eine gewinnt, verliert der andere). Die Ökonomen
  94. behaupten jedoch mit guten Gründen etwas anderes. 3. Wenn die Beschäftigung
  95. steigt, weil die Exportindustrie expandiert, dann sinken nach Herrn Hankel die
  96. realen Einkommen der Arbeitnehmer. Warum das so sei, sagt er nicht und kann er
  97. auch nicht sagen.
  98.  
  99. Die EZB stehe vor einem Dilemma, d.h., sie muss nach Herrn Hankel wählen
  100. zwischen einem stabilen Euro mit Weltgeltung einerseits und einem instabilen
  101. und damit beschäftigungsfreundlichen Euro andererseits (S. 144). Die Statuten
  102. der EZB erlauben aber eine solche Wahl gar nicht. Die Statuten legen das Ziel
  103. der Preisstabilität fest und sonst gar nichts. Von Weltgeltung ist nirgendwo
  104. die Rede.
  105.  
  106. Zugegeben die EZB ist auch angehalten, die Beschäftigungs- und Wachstumsziele
  107. der Gemeinschaft zu verfolgen, aber nur soweit es mit dem Ziel der
  108. Preisstabilität vereinbar ist. Eine solche Priorität des Ziels der
  109. Preisstabilität hat es nicht einmal in der BRD beim Stabilitätsgesetz
  110. gegeben, durch welches auch die Deutsche Bundesbank auf die Ziele
  111. Preistabilität, Wachstum, Vollbeschäftigung und Zahlungsbilanzausgleich
  112. festgelegt wurde.
  113.  
  114. Wie immer aber sich die EZB in diesem angeblichen Dilemma auch entscheide, der
  115. Effekt sei, so Herr Hankel, letzlich derselbe. Es komme so oder so zu höheren
  116. Geld- und Realzinsen (S. 145) und damit zu Beschäftigungsrückgängen. Ich frage
  117. mich deshalb: Wenn die Effekte die gleichen sind, wo bleibt dann das Dilemma?
  118.  
  119. Wir wollen gerne wissen, warum es zu höheren Zinsen kommt, obwohl man daran
  120. angeblich nichts ändern kann.
  121. #Seitenende
  122. #Font Losse 16
  123. #C31
  124. Zinserhöhungen durch den Euro
  125. #Font topaz 8
  126.  
  127. Der Fisher-Effekt wird vernachlässigt
  128. #C21
  129.  
  130. Nach Herrn Hankel wird es bei einem harten Euro einen politisch gewollten
  131. Zinsruck nach oben geben. (Die Euro-Zentralbanker schnallen die Gürtel
  132. enger und drehen den Geldhahn zu.) Das bedeutet, die Stabilität des Euro wird
  133. über geldpolitische Setzung höherer Zinsen erreicht. Aber bleiben die
  134. Markt-Zinsen dann wirklich hoch bzw. oben, wenn ein harter Euro bedeutet, dass
  135. eine niedrige Inflationsrate gewählt wird? Herr Hankel meint offensichtlich
  136. ja, denn er spricht von Zinserhöhung und nicht davon, dass die Zinssätze
  137. eventuell nur vorübergehend ansteigen werden.
  138.  
  139. (Dabei vernachlässigt Herr Hankel den sog. Fisher-Effekt und zeigt, dass er als
  140. Ökonom nicht auf der Höhe der Zeit ist. Der Leser möge berücksichtigen, dass
  141. folgende Überlegung zum Standard der heutigen Ökonomik gehört. Die erwartete
  142. Infaltionsrate wird von den Wirtschaftssubjekten dem realen Zinssatz
  143. zugeschlagen und führt dementsprechend zu höheren nominellen Zinsforderungen,
  144. die der Markt honorieren muss, wenn er den Finanz-Investoren das Geld aus der
  145. Tasche locken will. Wenn die Zentralbank zu einer kontraktiven Geldpolitik
  146. übergeht, welche die Inflationsrate senkt, dann kommt es anfangs zu einer
  147. Erhöhung des nominellen Zinssatzes, die sich aber später wieder zurückbildet,
  148. weil der Rückgang der tatsächlichen Inflation auch zu einem Rückgang der
  149. erwarteten Inflationsrate und damit der nominellen Zinssätze führt. Mit anderen
  150. Worten, wenn die Finanz-Investoren sehen, dass es die Zentralbank mit der
  151. Reduktion der Inflationsrate ernst meint, dann werden sie ihre nominellen
  152. Zinsforderungen zurückschrauben.)
  153.  
  154. Andererseits werde, so Herr Hankel, bei einem weichen und
  155. beschäftigungsfreundlichen Euro der Zinsanstieg importiert: über Kapitalflucht,
  156. Abwertung, Inflationsbeschleunigung (S. 145).
  157.  
  158. Zunächst einmal können wir festhalten, dass man nicht importieren kann, was im
  159. Ausland gar nicht existiert. Woher soll aber der Zinsanstieg im
  160. aussereuropäischen Ausland kommen, der angeblich importiert wird? Will Herr
  161. Hankel uns sagen, dass der weiche Euro mit niedrigen Zinssätzen im europäischen
  162. Inland zu einem Anstieg des Zinssatzes im Ausland führt, der dann importiert
  163. werden könnte?
  164.  
  165. #C31
  166. Asymmetrien und Einseitigkeiten als dubioses Prinzip
  167. #C21
  168.  
  169. Damit sind wir bei der ersten gravierenden Einseitigkeit von Herrn Hankel
  170. angelangt. Wenn, wie Herr Hankel meint, beim schwachen Euro mit geldpolitisch
  171. niedrigen Zinssätzen, hohe Zinssätze aus dem (aussereuropäischen) Ausland
  172. importiert werden, warum werden dann nicht bei stabilem Euro mit geldpolitisch
  173. hohen Zinssätzen auch niedrige Zinssätze aus dem (aussereuropäischen) Ausland
  174. importiert?
  175.  
  176. Um zu erläutern, was wir unter Symmetrie (Abwesenheit von Einseitigkeit)
  177. verstehen, verwenden wir folgendes Beispiel aus der Physik des täglichen
  178. Lebens. Wenn wir die Temperatur erhöhen, dann dehnt sich ein Metallgehäuse
  179. aus. Wenn wir die Temperatur senken, dann schrumpft ein Metallgehäuse. Hier
  180. herrscht Symmetrie. In einer Welt, die dem Denken von Herrn Hankel
  181. entspricht, herrscht Asymmetrie. Wenn die Temperatur steigt, dann dehnt sich
  182. das Metallgehäuse aus, wenn die Temperatur abnimmt, bleibt das Gehäuse
  183. unverändert.
  184. Herr Hankel würde jetzt sicher sagen, dass in der Ökonomik nicht gelten muss,
  185. was in der Physik als gültig angenommen wird. Das wäre aber kein
  186. ernstzunehmender Einwand. Denn auch die Ökonomen gehen in der Regel von
  187. solchen Symmetrien aus, es sei denn sie haben einen besonderen Grund für das
  188. Gegenteil. Einen solchen Grund müsste Herr Hankel nennen. Er würde ihn aber
  189. im vorliegenden Fall gar nicht nennen können.
  190.  
  191. Jenseits aller Polemik möge der Leser jedoch beachten, dass die Frage der
  192. Symmetrie oder Asymmetrie von Effekten keine Spitzfindigkeit, sondern ein
  193. konstitutives Element seriöser Wirtschaftswissenschaften ist. Während in den
  194. Wirtschaftswissenschaften die Symmetrie-Annahme das Normale ist, geht Herr
  195. Hankel durchgehend von Asymmetrien aus. Solange Herr Hankel für diese
  196. Abweichung von der Norm keine Begründungen liefert, ist sein Vorgehen
  197. wissenschaftlich unhaltbar. Wie verlaufen die Zinseffekte wirklich?
  198.  
  199. #C31
  200. Nomineller Zinssatz
  201. #C21
  202.  
  203. Betrachten wir den durchaus realistischen Fall, dass durch Einführung des Euro
  204. der Zinssatz auf dem Weltmarkt nicht steigen wird. Dann kann es zwar immer
  205. noch zu einem Zinsanstieg im Euro-Gebiet kommen und zwar über eine
  206. Inflationserhöhung. Es macht dann aber keinen rechten Sinn von Zinsimport zu
  207. sprechen. Unter solchen Umständen (im aussereuropäischen Ausland) führt eine
  208. Inflationsbeschleunigung im europäischen Inland zunächst zu einer Reduktion der
  209. realen Verzinsung von bereits emittierten inländischen Wertpapieren, bei deren
  210. Emission man diesen Inflationsanstieg aus Unkenntnis der Zukunft noch nicht in
  211. Rechnung stellen konnte. Die Anleger werden sich von solchen Anlagen zu trennen
  212. versuchen, damit einen Druck auf die Wertapierkurse ausüben und dadurch den
  213. realen Zinssatz (Ertragssatz) dieser Papiere wieder auf die ursprüngliche von
  214. ihnen geforderte Höhe treiben. Neu emittierte Papiere werden von vornherein
  215. eine nominelle Verzinsung bieten müssen, welche gegenüber der bisherigen Rate
  216. um den Anstieg der nominellen Inflationsrate nach oben korrigiert ist. Bei
  217. einem Euro mit einer Inflationsrate, die höher ist als die Inflationsrate vor
  218. seiner Einführung, wird es also zu einem Anstieg des nominellen
  219. Markt-Zinssatzes in Höhe dieser Differenz (Beschleunigung) der Inflationsraten
  220. kommen. Bei einem stabilen Euro, d.h. ohne Anstieg der Inflationsrate, wird
  221. dieser Zinsanstieg jedoch ausbleiben. Für das nominelle Zinsniveau ist es also
  222. nicht egal, ob der Euro stabil ist oder nicht.
  223.  
  224. #C31
  225. Realer Zinssatz
  226. #C21
  227.  
  228. Der Leser sollte mit der Definition realer Zinssätze vertraut sein. Der
  229. (erwartete) reale Zinssatz wird von Ökonomen definiert als Differenz zwischen
  230. nominellem Zinssatz und (erwarteter) Inflationsrate.
  231.  
  232. Herr Hankel verbindet mit dem Begriff des weichen Euro die Vorstellung
  233. niedriger nomineller Zinssätze, solange es nicht zu dem von ihm unsinnigerweise
  234. behaupteten Import höherer Zinssätze gekommen ist. (Diese Vorstellung
  235. sinkender Zinssätze kollidiert jedoch mit dem oben genanten Fisher-Effekt.
  236. Ich lasse das Problem der Nichtbeachtung des Fisher-Effekts im folgenden
  237. zunächst beiseite.) Dann bleiben in den Hankelschen Aussagen noch genügend
  238. Probleme zurück. Ich beginne mit folgender Feststellung. Wenn bei Herrn Hankel
  239. der nominelle Zinssatz fällt, weil der Euro weich ist, und die (erwartete)
  240. Inflationsrate steigt, weil der Euro weich ist, dann muss die Differenz
  241. zwischen beiden, d.h. der reale Zinssatz nach der obigen Definition fallen.
  242. Dass der reale Zinssatz steigen wird, wie es Herr Hankel unter seinen
  243. Annahmen behauptet, ist daher logisch gar nicht möglich. Herr Hankel
  244. widerspricht sich also. Um diesen Widerspruch zu vermeiden, muss er entweder
  245. die Annahme sinkender nomineller Zinsen aufgeben oder sich von der Aussage
  246. trennen, dass der reale Zinssatz steigt.
  247.  
  248. Würde Herr Hankel sich von der Annahme sinkender nomineller Zinssätze trennen
  249. (in Übereinstimmung mit seiner unsinnigen Hypothese des Imports höherer
  250. nomineller Zinssätze), dann würde die Annahme eines Anstiegs der realen
  251. Zinssätze nicht auf einen logischen Widerspruch hinauslaufen. Er müsste dann
  252. aber immer noch begründen, warum der reale Zinssatz ansteigt.
  253.  
  254. Für die Behauptung, dass der reale Zinssatz in der EWU steigt, gibt Herr Hankel
  255. selbst keinerlei Begründung.
  256.  
  257. Eine mögliche Argumentation würde jedoch wie folgt lauten: Der Euro werde nicht
  258. nur die Inflationsrate ansteigen lassen, sondern auch die Instabilität der
  259. Inflationsrate erhöhen. Die Schurken der EZB (das EZB-Direktorium in
  260. französischer Hand) treiben in dieser Sicht nicht nur ein böses Spiel (durch
  261. eine stärker inflationäre Geldpolitik), sie sind auch noch unzuverlässiger.
  262. Sie kündigen nicht nur schlechtere geldpolitische Ziele als die Bundesbank an,
  263. sondern erlauben sich auch noch stärkere Abweichungen nach oben und unten
  264. (Schlampereien) bei der Zielerreichung. (Ein positiver Zusammenhang zwischen
  265. der Höhe der durchschnittlichen Inflationsrate und der Inflationsunsicherheit
  266. (Inflationsvarianz) lässt sich empirisch nachweisen.) Damit würde sich das
  267. Anlegerrisiko vergrößern und dies triebe den realen Zinssatz, in dem auch eine
  268. Risikoprämie steckt, nach oben. Der nominelle Zinssatz würde noch stärker
  269. steigen, weil sowohl die (erwartete) Inflationsrate als auch die Risikoprämie
  270. zunimmt. In dieser empirisch fundierten Sicht werden die Zinsen aus
  271. geldpolitischen Gründen nicht ansteigen, ohne dass die Inflationsrate bei
  272. Einführung des Euros zunimmt.
  273.  
  274. Würde man statt dessen davon ausgehen, dass die französischen Technokraten
  275. zwar die falschen Ziele (eine höhere Inflationsrate), diese aber doch mit
  276. größerer Präzision als die Bundesbank erreichen wollen und dabei auch Erfolg
  277. haben, dann würde die obige Begründung für einen gleichzeitigen Anstieg des
  278. nominellen und des realen Zinssatzes zusammenbrechen. Die Veränderung der
  279. nominellen und der realen Zinssätze wäre dann nicht mehr gleichgerichtet. Die
  280. Höhe der nominellen Zinnsätze würde wegen des Fisher-Effektes aber noch
  281. immer von der (erwarteten) Inflationsrate abhängen.
  282.  
  283. Im Gegensatz zu dem, was Herr Hankel aussagt, spielt es also schon eine
  284. entscheidende Rolle, ob der Euro stabil ist oder nicht.
  285.  
  286. Herr Hankel sieht eine schwierige Wahl zwischen Holzweg und Sackgasse. Ich
  287. sehe die Alternative zwischen logisch korrekter und empirisch relevanter
  288. Argumentation auf der einen Seite und einer Argumentation, die gegen allen
  289. Verstand und ökonomische Vernunft ökonomische Zwänge und Einseitigkeiten
  290. konstruiert.
  291. #Seitenende
  292. #Font Losse 16
  293. #C31
  294. Das Beispiel der Geschichte
  295. #Font topaz 8
  296. #C21
  297.  
  298. Was sagt die Geschichte der Währungsunionen über die Chancen des Euro? Herr
  299. Hankel ist nicht allein mit der Behauptung, daß Deutschlands Mark, der
  300. Schweizer Franken und der US-Dollar am Ende einer Entwicklung standen, die
  301. Krönung eines oft langwierigen politischen Einigungsprozesses und nicht seinen
  302. Anfang darstellten. Diese Auffassung ist bekannt unter der Bezeichnung
  303. "Krönungstheorie", die zahlreiche Anhänger hat. Die Zahl der Anhänger einer
  304. Behauptung hat natürlich nichts mit deren Richtigkeit zu tun. Dass die
  305. Krönungstheorie nicht zutrifft, zeigt schon das Beispiel der Deutschen
  306. Mark, dem wichtigsten Bezugspunkt der Anhänger dieser Theorie. Die
  307. Deutsche Mark entstand zwar formal nach der Reichsgründung von 1871. Aber die
  308. monetäre Vereinigung Deutschlands im 19. Jahrhundert fand lange vor der
  309. politischen Vereinigung Deutschlands statt. Wie der Historiker Holtfrerich
  310. überzeugend dargelegt hat, ist die andere Interpretation der Ereignisse ein
  311. typisches Beispiel für oberflächliches Lesen der Geschichte, wobei fundamentale
  312. Unterschiede in den Bedingungen und Funktionen hinter scheinbar ähnlichen
  313. Prozessen und Institutionen vernachlässigt werden.
  314. Dass Herr Hankel den Zusammenbruch der Nordischen Währungsunion mit der
  315. Massenarbeitslosigkeit der 31er Jahre begründet, zeigt, dass es noch andere
  316. Beispiele für den von Holtfrerich angeprangerten Missstand gibt.
  317. #Seitenende
  318. #Font Losse 16
  319. #C31
  320. Die Rolle der Fiskalkriterien des
  321. Maastricht-Vertrages
  322. #Font topaz 8
  323. #C21
  324.  
  325. Wir haben in Deutschland einen Euro gewollt, bei dem die Staatsdefizite keine
  326. Gefahr für die Preisstabilität werden können. Dazu wurden unnötigerweise die
  327. Fiskalkriterien in den Maastrichtvertrag eingeführt. (Dass, wie Herr Tietmeyer
  328. neulich angedeutet hat, die Franzosen die Zahl drei beim Defizit-Kriterium
  329. vorgeschlagen haben, begründet ja noch keine Entlastung der Deutschen von der
  330. Mit-Verantwortung für die Fiskal-Kriterien des Maastricht-Vertrages.)
  331. Weil es in der Vergangenheit regelmäßig Haushaltsdefizite des Staates waren,
  332. welche zu grossen Inflationen geführt haben, glaubte man, die Fiskalkriterien
  333. zur Sicherung der Preisstabilität zu benötigen. Die Meinung der Experten und
  334. Finanz-Fachleute orientiert sich an dieser oberflächlichen Betrachtungsweise.
  335. Bei näherem Hinsehen ist es die besondere Finanzierung der Haushaltsdefizite
  336. durch Zentralbankkredite gewesen, welche die Inflationen verursacht haben. Es
  337. hätte also genügt, die Finanzierung staatlicher Defizite durch die EZB zu
  338. verbieten, wie im Maastricht-Vertrag auch vorgesehen, und auf die Einhaltung
  339. dieses Verbotes durch stabilitätsorientierte Regierungen, Parlamente, Druck
  340. der öffentlichen Meinung und Gerichte zu pochen. Deutsche Gründlichkeit wollte
  341. mehr. Staatliche Defizite sollten auch begrenzt werden. Durch den
  342. Stabilitätspakt sollten ausserdem über Sanktionen Anreize für die Einhaltung
  343. der Defizit-Grenzen geschaffen werden. Mir ist nicht bekannt, dass Herr Hankel
  344. ein Gegner der Fiskalkriterien des Maastricht-Vertrages und des Waigelschen
  345. Stabilitätspaktes ist. Gleichwohl bedauert er es wie ein Keynesianer, dass
  346. durch die Einführung des Euros für eine aktive Konjunktur- und
  347. Beschäftigungspolitik auf der nationalen Ebene die dafür notwendigen
  348. Instrumente nicht mehr zur Verfügung stehen, und lehnt den Euro auch aus
  349. diesen Gründen ab.
  350.  
  351. Bei Betrachtung der Diskussion um den Euro, kommt einem notgedrungen irgendwann
  352. der Verdacht, dass da zuerst nach Abschaffung der nationalen Konjunktur- und
  353. Beschäftigungspolitik gerufen wurde, um den Euro angeblich akzeptabel zu
  354. machen, in Wahrheit um ihn zu verhindern. Und nachdem man zwar die Verhinderung
  355. des Euros nicht erreicht, aber die Abschaffung der Instrumente für nationale
  356. Konjunkturpolitik durchgesetzt hat, versucht man diese Folge nun als Argument
  357. gegen die Einführung des Euros auszuschlachten.
  358. #Seitenende
  359. #Font Losse 16
  360. #C31
  361. Der Arbeitsmarkt in der EWU
  362. #Font topaz 8
  363. #C21
  364.  
  365. Herr Hankel macht sich Sorgen um den Arbeitsmarkt. Der Euro werde den
  366. Arbeitsmarkt europäisieren, sagt Herr Hankel. Dass dies der Euro und nicht die
  367. Europäische Gesetzgebung tut, ist für ihn offensichtlich und klar. Der Euro
  368. mache das über verstärkte Transparenz, größere Mobilität von Arbeit wie Kapital
  369. und wachsenden Beschäftigungsdruck, der so oder so zur Lohnangleichung zwinge.
  370.  
  371. Die Europäisierung der Arbeitsbedingungen ist für Ihn eine "Amerikanisierung".
  372. Er sieht eine Rückkehr zu Märkten für "menschliche Ware", zu
  373. frühkapitalistischen und vor-sozialstaatlichen Zeiten ohne Mindeststandards
  374. humaner Arbeitsverhältnisse. Da tut es nichts zur Sache und es wird auch
  375. deshalb einfach übergangen, dass die Engländer sich wegen der Sozialcharta aus
  376. der EWU heraushalten wollten. Es wird nach Herrn Hankel die wildeste
  377. Lohnkonkurrenz geben mit verheerenden Auswirkungen auf die Beschäftigung. So
  378. wie der reale Zinssatz steigen wird, egal ob der Euro stabil ist oder nicht,
  379. so wird es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen, unabhängig davon ob
  380. der Euro stabil ist oder nicht. Ja sogar unabhängig davon ob man "Hochlohnland"
  381. ist oder "Billiglohnland". Die Mechanik der verwilderten Arbeitsmärkte wird
  382. nach Hankel nämlich so funktionieren: In den Hochlohnländern kommt es aufgrund
  383. des Zuzugs aus den Billiglohnländern zu Lohndruck und Entlassungen (S. 150).
  384. Dass es Arbeitslose sind, die aus den Billiglohnländern abwandern, in den
  385. Hochlohnländern Arbeit finden, und dass dadurch die Arbeitslosigkeit in
  386. Billiglohnländern zurückgehen wird, zählt für Herrn Hankel nicht. Er spricht
  387. nicht einmal davon. Für ihn steht fest, dass die Arbeitslosigkeit in den
  388. Billiglohnländern steigt. Hankel meint nämlich: "In den Billiglohnländern muß
  389. man wiederum mit verstärkter Arbeitslosigkeit rechnen, denn die Lohnanpassung
  390. nach oben wird, soweit sie nicht durch reale Produktivitäsgewinne
  391. unternehmerisch verdient werden kann, alte wie neue Investoren
  392. abschrecken" (S. 150).
  393.  
  394. Während das Lohnniveau in den bisherigen Billiglohnländern steigen wird, wird
  395. es in den Hochlohnländern fallen. Das ist die Angleichung der Lohnniveaus,
  396. die auf verstärkte Transparenz und Mobilität des Faktors Arbeit zurückzuführen
  397. ist. Soweit herrscht Symmetrie in der Hankelschen Argumentation. Die Symmetrie
  398. endet jedoch bei den Folgen dieser Veränderung. Herr Hankel sagt, dass die
  399. Lohnanpassung nach oben in den Billiglohnländern die Investoren abschrecke.
  400. Wenn es aber in den Hochlohnländern eine Anpassung der Löhne nach unten gibt,
  401. dann müssten dort aus Symmetriegründen die Investoren angezogen werden, so wie
  402. sie in den Billiglohnländern abgeschreckt werden. Während Herr Hankel den nega-
  403. tiven Effekt in den Billiglohnländern herausstellt, dass dort die Lohnanpassung
  404. nach oben die Investoren abschreckt, übergeht er den entgegengesetzten Effekt
  405. in den Hochlohnländern und kommt so per Saldo zu einer negativen Beurteilung.
  406. Herr Hankel lässt also einen Teil einer vollständigen und nicht einseitigen
  407. Argumentation ganz einfach weg. Herr Hankel müsste diese Einseitigkeit begrün-
  408. den. Er verliert aber zu dem Problem kein Wort.
  409.  
  410. (Übrigens unterscheidet sich hier Herr Hankel von anderen Gegnern des Euro,
  411. die an unveränderter Arbeitsmoblilität festhalten. Aber das ist nach Herrn
  412. Hankel kein Grund zu Optimismus. Während sich deutsche Urlauber im
  413. europäischen Ausland sauwohl fühlen, werden sie nach Herrn Hankel als
  414. europäische Binnenwanderer immer Fremde bleiben, wo immer sie sich
  415. niederlassen und eher dazu beitragen, noch bestehende Gräben zu vertiefen als
  416. solche zuzuschütten. Europa sei auch in dieser Hinsicht nicht Amerika und
  417. sollte es nach Herrn Hankel auch nicht werden. Nach Herrn Hankel muss man sich
  418. aus dem Weg gehen, um sich wirklich näher zu kommen.)
  419. #Seitenende
  420. #Font Losse 16
  421. #C31
  422. Der Untergang der Beschäftigungspolitik
  423. durch den Euro
  424. #Font topaz 8
  425. #C21
  426.  
  427. Herr Hankel spricht von Euro-Stagflation. Er sieht voraus, dass der Euro die
  428. Massenarbeitslosigkeit vermehrt. Beschäftigungspolitik sei angesagt. Die
  429. klassische Beschäftigungspolitik früherer Zeiten gehöre mit dem Euro jedoch
  430. endgültig der Vergangenheit an. Als hätte es eine solche Politik nach der
  431. Abwahl der Sozialdemokraten in Deutschland noch gegeben. Mit dem Euro wird
  432. sie nach Herrn Hankel jedoch endgültig begraben. Was soll man davon halten?
  433.  
  434. Herr Hankel stellt auf S. 151 folgende Frage: "Woher soll die von zahlreichen
  435. Linken erhoffte beschäftigungsreundliche EZB-Politik herkommen, wenn diese
  436. sowohl gegen die Stabilitätsgebote von Vertrag und Statut wie gegen die
  437. Marktlage verstößt?" In dieser Frage geht Herr Hankel eindeutig davon aus,
  438. dass die EZB für einen harten Euro sorgen wird und dass deshalb keine
  439. beschäftigungsfreundliche EZB-Politik zu erwarten sein wird. Wie verträgt sich
  440. aber diese Frage von Herrn Hankel mit seiner obigen Annahme, dass die EZB
  441. einen weichen Euro schaffen wird? Hier zeigt sich erneut, dass die
  442. Einseitigkeiten (Asymmetrien) von Herrn Hankel bei ihm auch zu Widersprüchen
  443. führen.
  444.  
  445. Wenn es um die Zukunft der Beschäftigungspolitik in Europa geht, dann beklagt
  446. Herr Hankel ihren Untergang und begründet diesen damit, dass die EZB sich an
  447. Vertrag und Statuten halten wird, und dass daher eine beschäftigungsfreundliche
  448. Politik der EZB nicht zustandekommen wird.
  449.  
  450. Wenn es dagegen um die Beurteilung der Preisstabilität des künftigen Euro geht,
  451. dann glaubt Herr Hankel an die Verletzung von Vertrag und Statuten durch die
  452. EZB. Dies wird mit der beschäftigungspolitischen Orientierung der EZB
  453. begründet.
  454.  
  455. Wenn Herr Hankel ernst genommen werden will, dann darf er sich nicht in solche
  456. Widersprüche verfangen. Zugegeben, es ist nicht immer leicht, Widersprüche zu
  457. vermeiden. Aber dieser Widerspruch ist so stark und so offensichtlich, dass
  458. seine Entdeckung keine besonderen Anstrengungen verlangt. Ihn zu entdecken ist
  459. keine Spitzfindigkeit, sondern ein Kinderspiel, so einfach wie die
  460. Unterscheidung von Tag und Nacht. Dieser Widerspruch disqualifiziert Herrn
  461. Hankel ernsthaft.
  462. #Seitenende
  463. #Font Losse 16
  464. #C31
  465. Die Hankelschen Fluchtwege aus dem Euro
  466. #Font topaz 8
  467. #C21
  468.  
  469. Herr Hankel sieht als Konsequenz seines Widerspruchs wieder eine Zwangslage,
  470. nämlich die Wahl zwischen einer Flucht nach vorne und einer Flucht nach
  471. hinten (S. 152). Flucht nach vorne heisst nach ihm, die Währungsunion nach
  472. französischen Vorstellungen durch eine "Wirtschaftsregierung" zu komplettieren.
  473. Flucht nach hinten heisst bei ihm die Umgehung von Maastricht-Vertrag und
  474. Stabilitätspakt, um nationale Stabilitätspolitik nach alten Mustern zu
  475. betreiben. Beides seien ungangbare Wege. Die Preise der beiden Alternativen
  476. sind nach Herrn Hankel nämlich zu hoch. Die französisch dominierten
  477. Eurobürokraten würden Europa weiter ent-demokratisieren und es zunehmend von
  478. der Weltwirtschaft abkoppeln. Denn die aussenwirtschaftliche Absicherung
  479. solcher Binnenkonjunkturprogramme lege auch eine Einschränkung der
  480. Kapitalverkehrsfreiheiten nahe. Aber auch bei der Flucht nach hinten wäre
  481. der Preis zu hoch. Es käme ja zu einer Inflations- und Abwertungsspirale
  482. bis den Wählern (Sparern) in den Ländern mit Stabilitäskultur der Kragen
  483. platze.
  484.  
  485. So wie es nach Herrn Hankel für die Zinsen egal ist, ob der Euro stabil wird
  486. oder nicht, so ist es für Herrn Hankel gleichgültig, ob der Fluchtweg nach
  487. vorne oder nach hinten angetreten wird.
  488. #Seitenende
  489. #Font Losse 16
  490. #C31
  491. Zusammenbruch der EWU
  492. #Font topaz 8
  493. #C21
  494.  
  495. Herr Hankel schert sich nicht um logische Konsistenz und Symmetrie (Vermeidung
  496. von Einseitigkeiten). Er nimmt einfach an, dass die Welt asymmetrisch
  497. (einseitig) funktioniert. Damit setzt er sich in Gegensatz zur ökonomischen
  498. Theorie. Diese geht nicht ohne Begründung von der Symmetrie-Annahme ab.
  499. Begründungen für seine Asymmetrien (Einseitigkeiten) bleibt Herr Hankel
  500. schuldig. Dort wo die Einseitigkeiten sich logisch widersprechen, sind korrekte
  501. Begründungen gar nicht denkbar und daher unmöglich.
  502.  
  503. Es kümmert Herrn Hankel nicht, wenn die angenommenen Asymmetrien
  504. (Einseitigkeiten) sich logisch widersprechen. Im Gegenteil, sie sind für ihn
  505. der Anknüpfungspunkt für die Prognose eines Zusammenbruchs der EWU. Nach Herrn
  506. Hankel kommt es "früher oder später" zum Ausstieg aus der EWU durch die starken
  507. Partner der EWU. (Ich will jetzt nicht auf der Einsicht herumreiten, dass die
  508. Verwendung der Worte "früher oder später", seine Aussage zur Tautologie macht
  509. und dass sie dadurch ihre Qualität als Prognose verliert.) Vielleicht fühlt
  510. sich Herr Hankel hier mit Karl Marx einig. Dessen Wirtschaftsdynamik basierte
  511. ja ebenfalls auf Widersprüchen. Nur besteht hier ein wichtiger Unterschied.
  512. Marx hatte nicht logische, sondern gesellschaftliche Widersprüche im Blick.
  513. Logische Widersprüche sind Widersprüche im Denken, im Kopf eines einzelnen,
  514. vor denen sich eine Gesellschaft schützen muss. Bei logischen Widersprüchen im
  515. ökonomischen Bereich ist es Aufgabe der professionellen Ökonomen, diesen
  516. Schutz zu liefern.
  517. #Seitenende
  518. #Font Losse 16
  519. #C31
  520. Zusammenfassung
  521. #Font topaz 8
  522. #C21
  523.  
  524. Wenn ich die Aufgabe hätte, die Argumentation von Herrn Hankel zu würdigen,
  525. dann würde ich ihm eine besondere Fähigkeit in der Erzeugung logischer
  526. Widersprüche bescheinigen. Das wäre aber eine entscheidende Feststellung aus
  527. folgendem Grund.
  528.  
  529. Nach den Gesetzen der Logik ist aus Widersprüchen jede Schlussfolgerung
  530. ableitbar. D.h. nach den Gesetzen der Logik ist mit den Widersprüchen von Herrn
  531. Hankel auch eine den Euro befürwortende Position vereinbar. Man kann aus den
  532. Argumentationen von Herrn Hankel sowohl ableiten, dass man den Euro akzeptieren
  533. soll, als auch ableiten, dass man ihn ablehnen soll. Im Klartext: Die Relevanz
  534. der Argumentation von Herrn Hankel für die Beurteilung des Euro ist gleich
  535. null.
  536.  
  537. #C12 
  538. Weitere Beiträge des Verfassers zum Euro finden sich auf seiner HOMEPAGE:
  539. #C10
  540. http://www.uni-konstanz.de/FuF/wiwi/laufer
  541. #Seitenende
  542. #Y+90
  543. #C31
  544. © 1998 by Nikolaus K.A. Läufer
  545. #C10
  546. e-Mail: Nikolaus.Laufer@uni-konstanz.de
  547.